Dienstag, 13. August 2013

Tag 81 (Teil 2)

Samstag, 29.06.2013


Strecke: Tornio - Haparanda - Övre Vojakkala
Länge: 111 km (ges. 7870 km)

Und ja, auf der anderen Seite der Bruecke wartet als erstes ganz gross: IKEA. Ich folge gleich dem soeben ueberquerten Fluss Richtung Norden - da komme ich doch her! Aber die Radroute "Cykelspåret längs ostkusten" der ich nun in Schweden folgen möchte, weist nun mal in Richtung Norden und auch das GPS bestätigt mir den richtigen Weg. 


Auch der Sverigeleden hat hier an der Grenze einen Startpunkt

IKEA im schwedischen Haparanda - im Hintergrund das finnische Tornio
Beim nächsten Hof am Weg halte ich gleich mal an und fuelle meine Wasservorräte auf. Es soll ein wenig weiter entlang des Flusses einige gute Zeltplatzmöglichkeiten geben. Naja, alles was ich entdecke sind Privatgrundstuecke oder verwachsene Moskitoreviere. Ein Feuerplatz mit Windschutz - privat, Zutritt verboten. Als nächstes dann ein Bootsanleger mit gemähtem Gruen rundherum. Ich frage oberhalb der Strasse beim Haus, ob ich dort zelten darf? Ja gern, aber ich darf auch den zuvor gesehenen Feuerplatz nehmen, der gehört ihm auch! Ein Dank an Sten!




Die Mueckenspirale wirkt im Shelter gut und ich kann in Ruhe kochen und essen. Das Innenzelt platziere ich später dann auch im Shelter, da die Wolken immer dunkler werden und nichts Gutes versprechen. Es ist viel zu warm... (schwuelwarm...). Also trotz Moskitos am Ufer raus aus den Klamotten und ein erfrischendes Bad im Fluss nehmen.
Gute Entscheidung! Angenehm abgekuehlt lege ich mich in den Moskitoschutz vom Innenzelt und schreibe noch ein wenig ins Tagebuch, bevor ich einschlafe.


Tag 82

Sonntag, 30.06.2013


Strecke: Övre Vojakkala - Kattilasaari - Björkfors - Kalix - Påläng - Sören - Töre - Vitåfors - Vitå
Länge: 107 km (ges. 7977 km)

In der Nacht nehme ich kurz ein entferntes Gewitter wahr - ein kurzer Check, nicht, dass der Wind den Regen in die offene Shelter-Seite drueckt und ich beim nächsten Mal nass aufwache - alles OK, weiterschlafen! Beim Wachwerden am Morgen ist dann das ganze Shelter voll Moskitos und zudem fuehlt sich alles klamm an. Im Zelt fruehstuecken und wie gewohnt mit Moskitoschutz (lange Kleidung, Handschuhe, Moskitohut) in den Tag starten. Ich hätte gleich in der frueh die nächste Moskitospirale zuenden sollen... Mal wieder nervtötend, die Viecher! Schnell los.

Im Hintergrund hat es seit der Nacht nicht aufgehört zu donnern. Fuer mich dauert es noch eine Weile, bis es auch auf meiner Route anfängt zu regnen. Es bleibt schwuelwarm. Der Regen hört nach ca. 2 Stunden wieder auf - Wolken ziehen weiter ueber den Himmel. Die Strecke bis Björkfors: Schotterweg, viel Wald, Vogelgesang, Seen und Badeplätze in der Nähe von Mini-Ortschaften.




Am Museum, das scheinbar von sowas wie einem Heimatverein betrieben wird, ist heute Trödelmarkt. Ich hole mir im Museumscafe ein Stueck Pizza und ein Stueck Blaubeerkuchen. Leider beides eine Enttäuschung: Die Pizza in der Mikrowelle aufgewärmt ist zäh und der Teig vom Blaubeerkuchen klebrig suess. Bevor die Moskitos, dic mich hier als scheinbar einziges Opfer auserkoren haben (während ich ständig danach schlage, sitzen alle anderen ganz entspannt...), mich zerstechen, fahre ich weiter. 






Auf der nun asphaltierten Strasse durch die Wälder Schwedens. Ca. 6 km vor Kalix mache ich an einem See mit Badeplatz nochmal Rast. Die offene Fläche lässt den Wind durch und hält den Platz moskitofrei! So lass ich mir gern Zeit fuer eine Pause. Hier hat es letzte Nacht geschuettet. Lt. den beiden, die hier den Platz ehrenamtlich säubern sind ca. 60 l/m2 vom Himmel gekommen. In Kalix wird erst mal wieder eingekauft - der Rhabarberkuchen lacht mich an - der zweite Reinfall heute: nur suess und wo bleibt der Rhabarbergeschmack?


ein vom Regen "gespülter" Badeplatz

Ich hoffe auf Infos zum Sverigeleden bzw. Cykelspåret in der Touristeninformation. Leider wird mir nur ein Ueberblick mittels Google-Maps zur bevorstehenden Strecke vermittelt. Naja, das hätte ich bequem auch selbst rausgefunden. Die Radroute geht dafuer jetzt zumindelst bis Töre entlang der Kueste, um dort dann in Richtung Vitå auf einem Schotterweg wieder ins Landesinnere zu fuehren. 




das Wetter wird im Laufe des Tages immer besser!



Ueberraschung: Kurt, als Einheimischer, zeigt mir am Badeplatz gleich mal alles. Holzlager, Umkleide, Toilette, Sauna!!! Das wird ein schöner Abend am Fluss. Kochen, Essen, Sauna einheizen, ein Telefonat mit Familie Bielefeld, Abwasch, Zelt aufbauen. Die Sauna ist heiss und der Fluss bringt super Abkuehlung - was will ich mehr? Der Abschluss des Tages findet im Zelt mit Tagebuch schreiben und Schoko statt. Vorm Eingang brennt die Mueckenspirale...


Sauna mit Vorraum

Umkleide + Tarpplatz

der Ofen hat schon bessere Tage gesehen -
Kurt hat mir aber versichert, dass der noch gut funktioniert!


Tag 83

Montag, 01.07.2013


Strecke: Vitå - Råneå - Sundom - Persön - Bensbyn - Luleå - Bergnäset -Kallax - Antnäs - Alvik - Ersnäs
Länge: 93 km (ges. 8070 km)

Es tröpfelt... und es ist weiterhin feuchtwarm. Gut erholt nach der Sauna am Abend wird erstmal im Zelt gefruehstueckt und dann das notwendigste zum Lueften (trocken wird hier nichts) unters Vordach der Sauna aufgehängt. Abbauen, packen und noch ein paar Fotos, zu denen ich gestern - bei Sonne - nicht gekommen bin.

Ruhige Strassen bestimmen den Weg bis Råneå. Ich entschließe mich in der soeben geöffneten Bibliothek den Blog bis zum Nordkap fertigzustellen. Es dauert fast 3 Stunden. Ich bin "Besucher der Woche" und Katja macht dazu ein Foto von mir und meinem Fahrrad für die Facebookseite der Bibliothek.




Ohne Regenzeug gehts weiter. Nebenstraßen, mal mehr mal weniger Verkehr. Immer mal wieder Radwege. Schwedische Dörfer mit den typischen roten Holzhäusern (selten mal ocker, weiß, blau oder gelb). Fast immer mit großen, gemähten Rasenflächen rundherum. Das kann ich gut verstehen, ist doch eine gemähte Fläche ein schlechter Lebensraum für Moskitos. 




Durch Luleå bin ich schnell durch, über die Brücke in Bergnäset noch ein kurzer Stop: Einkaufen + Essen (Vanille-Himbeer-Gebäck + Nektarinen). Und weiter der Küste entlang, an der ich allerdings das Meer nur selten zu Gesicht bekomme. Nadelwald, Birken, Moose und blütenreicher Straßenrand sind stattdessen außerhalb der Orte beine Wegbegleiter. Der Cykelspåret macht ziemliche Bögen um die Schnellstraße E4. 


das sind mal Bahnen zum Schwimmen! (Luleå)





Blick von der Brücke beim Verlassen von Luleå


Dunkle Wolken erscheinen am Himmel - lt. Katja kommt aus Südost eine richtige Schlechtwetterfront... Hoffentlich bin ich da schon weit genug südlich. Für heute erreicht mich das Schlechtwetter sicher nicht! Ich finde bei Familie Lindgren einen Platz im Garten und teile mir zum Essen und Tagebuch schreiben gern den moskitogechützten Pavillion mit dem Hund (der sonst auch unter den Moskitostichen zu leiden hätte). Auch für die Einheimischen hier ist es ein besonders heftiger "Moskito-Sommer"! Den ganzen Tag hat die Luft nahezu "gestanden" - ganz schlecht in Bezug auf die Moskitos.





Die Familie war inzwischen beim "Auto-Bingo" und ist jetzt zurück. Dusche, Sanddwich, quatschen - so vergeht der Abend. Durch den mittlerweile eingesetzten Regen gehts erst spät zurück zum Zelt.


Tag 84

Dienstag, 02.07.2013


Strecke: Ersnäs - Hälleström - Rosvik - Piteå - Hortlax - Blåsmark - Hemmingsmark - Holmfors - Alund
Länge: 88 km (ges. 8158 km)

Mit 7:00 Uhr aufwachen und erst mal einiges im Pavillion ausbreiten zum Trocknen. Es hat die ganze Nacht durchgeregnet und es kommt nach und nach lebhafter Wind auf. Frühstücken mit Greger und Marianne (die "Kinder" - ca. 16 - 18 Jahre - schlafen noch). Es wird ein längeres, informatives Frühstück. Greger ist selbstständig mit einem Maschinenverleih und hat zudem einen Job bei Scania. Marianne arbeitet in der Schulcafeteria. Ich erfahre zudem einiges über die Region, in der Landwirtschaft früher für eine offene Landschaft gesorgt hat und die vor wenigen Jahren noch viele Schaulustige angelockt hat, da überregional über Vorfälle mit Bären berichtet wurde. Bären sollen hier wie auch Elche zahlreich in der Natur zu finden sein. Der eigene Hund wiederum bleibt im Winter bis -20°C draußen und zieht erst bei noch kälteren Temperaturen in die beheizte Hundehütte. Irgendwann im Laufe des Vormittags breche ich dann auf.




Es geht weiter durch Wälder, entlang von Flüssen und Seen und vorbei an kleinen Dörfern. Teils auf Schotterwegen, die gut befahrbar sind, teils auf groß ausgebauten Straßen (mit etlichen Baustellen) und um Piteå auf Radwegen entlang der Bucht der baltischen See. Leider auch einige km auf der E4, bis diese dann zur Autobahn wird.



mobile Baustellenampel

weiter links ab auf die E4

in diesem Bereich zumindest mit breitem Randstreifen - der teils mit LKW geteilt wird...
Zwischenmahlzeit ;-)




Weitere Baustellen, dann beginnt es aus den vom Wind getriebenen Wolken zu schütten. Eine graue Regenwand. Der bisher ergiebigste Regen der Tour? 


Um ca. 16:00 Uhr entdecke ich in Alund einen Grillplatz mit Shelter - und fahre vorbei! Bevor ich Halt mache und mein Nachtquartier einrichte, möchte ich auf jeden Fall noch Milch fürs Müsli haben, es ist noch früh am Tag. Am nächsten Eck ist auch gleich ein Shop, vor dem die Tankstellenreste der letzten 100 Jahre zur Entsorgung ausgebuddelt werden. Ganz unten haben die Arbeiter heute noch unerwartet einen alten Tank entdeckt. Begleitet werden die Erdarbeiten von ständigen Messungen der verseuchten Erde, nach denen festgelegt wird, wie viel Erdreich noch entsorgt werden muss. Im Mini-Shop ist auch ein kleines Cafe / Imbiss, so dass ich in den Genuss einer Pizza, Schokokugel und grünen Tee (der ist hier für Gäste gratis) komme. Inzwischen kennen die verschiedenen Besucher (aus Finnland) und Arbeiter sowie Einheimische in groben Zügen meine Tour. Draußen ist es inzwischen nahezu trocken und ich fahre zurück zum Shelter. Der Tag neigt sich und ich genieße den Schutz des Shelters. Es beginnt wieder kräftig zu regnen. Noch ein wenig Dessert kochen (Milchreis + Apfel + Zimt + Zucker), Tagebuch schreiben, Wäsche waschen und die besondere Regenstimmung am Fluss genießen.






Tag 85

Mittwoch, 03.07.2013


Strecke: Alund - Byske - Furuögrund - Kage - Skelleftea - Bergsbyn - Burea - Burvik - Uttersjöbäcken
Länge: 122 km (ges. 8280 km)


Wind und Regen haben für Abkühlung und eine gute Luft gesorgt. Ganz entspannt fahre ich um 8.00 Uhr los. 


Shelter der vergangenen Nacht
Die Arbeiten an der ehemaligen Tankstelle haben bereits wieder begonnen während am Himmel Sonne und Wolken für Bilder sorgen, die die Fantasie anregen. Den Gegenwind bekomme ich heute aufgrund der vielen zu durchfahrenden Waldgebiete nur abgeschwächt zu spüren. Gut, dass ich gestern am Shelter geblieben bin. Einen annähernd so guten Platz hätte ich beim Weiterfahren nicht gefunden. Bis Byske ist die Straße großzügig ausgebaut. Ein Teilstück sieht aus wie eine Landebahn, so breit sind die Seitenstreifen! Nach Byske wirds dann schmaler und auch mal, gut fahrbare, Schotterstraße. An beiden Seiten säumen sich Wälder, selten unterbrochen durch Häuser, Seen und Bachläufe. Einkaufen in Kage: Ich habe mal wieder Lust auf mehr und so landet neben notwendigen Grundnahrungsmitteln noch frisches Gemüse, Rekesalat, Butter und Gebäck im Korb.



Die Kirche in Skelleftea bietet eine herrliche Umgebung für eine Rast. Nach dem Eintritt in die Kirche bekomme ich eine Führung. Einfach so. Ich bin der einzige Besucher und die - vermutlich Studentin - Führerin ist motiviert, mir die Besonderheiten der Kirche näher zu bringen. Zugleich entschuldigt sie sich, dass der Organist grad Mittagspause macht und daher keine musikalische Begleitung möglich ist. Dem Orgelspiel habe ich zum Abschluss dann doch noch lauschen können, da der Organist gleich nach seiner Rückkehr zu spielen begonnen hat. Das ganze ohne Eintritt, der bisher doch schon an einigen Kirchen entlang meines Weges gefordert wurde - und den ich nie bereit war zu zahlen. So schnell komme ich von diesem Ort nicht los. Draußen treffe ich noch auf zwei ältere Herrn mit ihren Frauen. Die beiden wollen alles von meiner Tour erfahren und schwelgen gleich mal in Erinnerungen an eine Zeit, die sie 1991 in Kanada mit einer Radltour verbracht haben.




Statt dem Cykelsparet folge ich dem Fluss aus Skelleftea heraus. Um Burea gibt es etwas mehr Verkehr, die restliche Strecke verläuft auf einer ruhigen bzw. stillgelegten Straße. Dann Baustelle: 9 km teils grober Schotter, Baustellenverkehr, staubige Luft. Danach der schönste Teil der Route heute entlang verschiedener Seen (mit Grillhütte, später auch Badeplatz). 








In Untersjöbäcken suche ich eine schönen Platz für heute Nacht und bekomme den Tipp zu einem Badeplatz. Bevor ich dahin fahre, genieße ich noch ein gutes Essen im Restaurant (Rinderfilet, Kartoffelgratin, Salat).



Zu weit gefahren! Irgendwie habe ich den Abzweig in den Wald zum Badeplatz verpasst. Nach kurzer Nachfrage bei einem abseits der Straße liegenden Hof drehe ich um und entdecke auch den Waldweg. Tarp aufbauen, Bad im See, Tagebuch. Nach und nach besuchen auch andere den idyllisch gelegenen Badeplatz zum Baden und Angeln - gut, dass ich da mit mein "Nacktbad" längst beendet hatte.


Tag 86

Donnerstag, 04.07.2013


Strecke: Uttersjöbäcken - Lövanger - Vebomark - Estersmark - Anäset - Gumboda - Robertsfors - Sikea - Ricklea - Bygdea - Ratan - Djäkneboda
Länge: 115 km (ges. 8395 km)

Der Tag beginnt mit Sonne, der See lockt schon wieder. Irgendwie zieht es mich jedoch weiter gen Süden und ich fahre zeitig ab (8.15 Uhr). Bald geht es auf Schotterweg weiter - der Cykelsparet nimmt wirklich jeden Umweg und so brauche ich statt der beschilderten 13 km mehr als 20 km bis Lövanger. Es zieht eine dichte Wolkendecke auf und der Wind kommt mir heute wieder kräftiger entgegen. Kaum Verkehr auf den Nebenstraßen, die weiterhin nicht bzw. selten asphaltiert sind. Wald - mit einigen Spechten im Gehölz - bildet die Umgebung. Ab und zu ein See oder Fluss, später immer häufiger offene (landwirtschaftlich genutzte) Flächen. Feuchtgebiete, wie im Norden, werden seltener. In Lövanger ein Straßenschild an der Schnellstraße: 299 km bis Haparanda - ich habe auf der Radroute ca. 450 km benötigt! Und so gehts weiter. Große Bögen um die E4.


eines der vielen 8-Kant Gebäude in der Gegend
In Anäset bietet sich kein schöner Platz zum Mittag. Den finde ich später auf einem Holzstapel in der Natur. Direkt im Anschluss an die Pause setzt leichter Regen ein, der mich bis Robertsfors begleiten wird. Einkaufen beim Coop + ICA. Nach kurzer Bananan-Brot-Pause fahre ich ohne Regenzeug weiter. Der Himmel ist weiter tiefgrau. Ich verlasse die Radroute und folge dem Weg am Fluss, den ich auf der Karte entdeckt habe. Besser zu fahren als so manche Straße heute!



Ratan ist ein historischer bedeutsamer Ort, der im 19. Jahrhundert eine entscheidende Rolle in einer Schlacht im Krieg Schweden-Russland gespielt hat. Am schönen Hafen ist Zelten leider nicht erlaubt, wobei in der Marina mit Dusche, Küche, Waschmaschine etc. für Wohnmobil-Urlauber alles geboten wird.

am Strand kurz vor Ratan



Ich fahre also weiter und komme bis Djäkneboda, nachdem ich erfahren habe, dass dort ein See mit Badeplatz ist. Den finde ich sofort. Viel los! Es ist "working night" - die Dorfgemeinschaft verschönert den Platz: Neue Feuerstelle, neue Spielgeräte, Springbrunnen, der Strandsand wird gereinigt und von Unkraut befreit und mit einer Randbegrenzung versehen. Ich baue auf, koche und während ich bei ein paar Stücken Schokolade mein Tagebuch schreibe verlassen die Kinder als letzte nach einem abschließenden Bad im See den Platz. Die Sonne blinzelt durch die Wolken hindurch und sorgt für eine schöne Abendstimmung.


Arbeitseinsatz der Dorfgemeinschaft

das Gebäude im Hintergrund war das Projekt der Dorfgemeinschaft
vom vergangenen Jahr - für Feste aller Art!


Tag 87

Freitag, 05.07.2013


Strecke: Djäkneboda - Johannesfors - Säver - Täftea - Tomtebo - Umea - sörmjöle - Hörnefors - Norrbyn - Nordmaling - Mo / Shelterplatz am Fluss Logdeaälven
Länge: 122 km (ges. 8280 km)

Kurz, unruhige Nacht. Es waren noch welche am Badeplatz. Nachts Stimmen und Geräusche - morgends: Grill + Bänke zum See geräumt, Essenreste und Müll. Dabei war gestern Abend doch alles perfekt aufgeräumt.....

Schade, dass einige so respektlos mit diesem Platz umgehen.

Die Route verläuft nach einem kurzen Stück E4 auf einem schmalen Forstweg. Schöne Landschaft, Feuchtgebiete und erste - noch nicht reife - Multebeeren. 

"Multebeere"


Meine Gedanke kreisen um mein Leben, meine Vergangenheit, Zukunft und Ziele. Viele Fragen kommen auf - noch keine Antworten. Der Weg führt mich durch Savär, wo wie in Ratan viele Hinweise auf den letzten schwedischen Krieg gegen Russland im Jahre 1809 zu finden sind. Auf dem weiteren Weg Richtung Taftea hore ich etwas hinter mir... ein anderer Radfahrer schließt zu mir auf. Olli aus Göteborg auf seiner Ostseeumrundung. Wir fahren gemeinsam weiter. Der Weg wird schöner, die Landschaft weiter, offener. In Umea am Fluss eine Rast und mit Hilfe vom GPS durch die Stadt. Die Sonne kommt immer mehr durch die am Morgen noch dichte Wolkendecke.




Die nächste Rast folgt nach einem Einkauf in Hörnefors in Norrbyn. An der Fähranlegestelle warten ein paar Jugendliche mit reichlich Gepäck auf die nächste Fähre. Wir genießen den Blick auf das Meer, das sich vom Radweg bisher eher selten in Sichtweite gezeigt hat.


Der Cykelsparet führt und weiter und wir finden am Abend einen guten Rastplatz mit Stand am Fluss. Olli hat bisher selten in freier Natur übernachtet, findet jedoch bald Gefallen an der Art, wie ich meine Übernachtungsplätze suche. Der Strand ist nahezu moskitofrei! Kaum haben wir unser Abendessen beendet und den Abwasch erledigt, beginnt ein Schauer und wir machen es uns am Feuer im Shelter gemütlich. Die Moskitos lassen sich mit Moskitospiralen vertreiben und Dartpfeile sorgen für Kurzweile. Schoko + Feuer + Kurzinformation ins Tagebuch und dann ist auch der Schauer vorbei und macht zum Abschluss des Tages einer wunderbaren Abendstimmung am Fluss Platz.





Tag 88

Samstag, 06.07.2013


Strecke: Mo - Saluböle - Skademark - Gidea bruk - Gidböle - Gideabacka - Vike - Kvaved - Överfälle - Idbyn - Bonäset - Örnsköldsvik - Bjästa - Norum - Langnäs
Länge: 115 km (ges. 8633 km)

Der Morgen beginnt mit klarem Himmel, Sonne und einem Bad im Fluss. Der hat hier eine starke Strömung, Mäander und am Badeplatz auch Gegenströmung und Wirbel - herrlich erfrischend für einen guten Start in den Tag! Nach dem Frühstück ist das Handtuch bereits wieder trocken und alles kann eingepackt werden.


Los gehts auf einer abwechslungsreichen Strecke - teils längere gut befahrbare Schotterstraßen, die durch offenere Landschaft führen als die letzten Tage. Idyllisch gelegene Seen und Flussläufe. Dazu lange Strecken mit Rückenwind und zwei kurze Abschnitte auf der E4. Zu Mittag entdecken wir erst spät einen guten Rastplatz am See in der Nähe von Överfälle - unser Anspruch ist hoch! Nach Örnskökdsvik geht es neben stärker befahrenen Straßen in den Hafen der Stadt. Weit zu sehen ist das Fjällräven-Center, die Firma hat hier ihren Ursprung. Im nächsten Ort brauche ich mal wieder lang für den Einkauf - da geht inkl. Einpacken am Fahrrad leicht mal eine Stunde vorbei.










Noch am Anstieg zum eigentlich als Tagesziel ausgewählten See entdecken wir ein Schild: Badeplatz. Und was für einer! Umkleiden, Feuerstelle, Dusche, Sauna und Plumpsklo. Leider nur sehr wenig Feuerholz, so dass wir uns entscheiden auf die Sauna zu verzichten, um nicht den letzten Rest Holz zu verbrauchen. Werkzeug zum Zerkleinern von Holz aus dem Wald (der ist hier sehr "aufgeräumt") ist auch keines zu finden. Also erstmal Wäsche waschen, Leine bauen, Kochen + Essen am Tisch auf der Terrasse. Kaum beginne ich mit dem Tagebuch kommen die Erbauer dieses Platzes, um mit der Familie die Sauna zu nutzen. Holz wurde mitgebracht und wir kommen ins Erzählen. Das Gelände sowie Strom wurde von der Forstgesellschaft frei zur Verfügung gestellt. Mittlerweile ist der Wind, der uns den Tag über begleitet hat komplett eingeschlafen. Dadurch kommen hier - für mich zum ersten Mal auf dieser Tour - die Knots hervor. Lästige, beißende Kleinstinsekten... auch für die schwedischen Familien, die zwischendurch die Sauna nutzen. Ollie ist schon im Zelt, als ich das Angebot zum Saunen bekomme und Ollie nochmals herausrufe. Die anderen fahren und für uns klingt der Abend mit Sauna (als gebürtiger Finne gießt Ollie immer wieder auf), Bad im See und Dusche aus.








Tag 89

Sonntag, 07.07.2013


Strecke: Langnäs - Östmarkum - Docksta - Ullanger - Främmerveda - Järesta - Saltea - Nora - Fokja - Nyadal - Utansjö - Valanger - Rö - "Hemsjö-Fähre" - Kojbacken
Länge: 91 km (ges. 8722 km)

Der Wind ist immer noch weg - und das Tarp innen und außen nass. Auch Ollies 3-Personen-Zelt (riesig!) braucht lange Zeit zum Trocknen (wobei das Tarp klare Vorteile hat...). Dafür sind Moskitos und Knots noch nicht so aktiv. Wir verlassen den Super-Badeplatz und stellen fest: Das Schild an der Straße fehlt. Da wollen welche in Zukunft ihre Ruhe haben - ohne Schild ist der Badeplatz nicht leicht zu finden (Weg in den Wald...). 



 Es geht auf grobem Schotter los, der allerdings bald wieder gut fahrbar wird. Auf + Ab, herrliche Landschaft, bevor es dann ab Ullanger (Einkaufen nach ca. 10 km E4 - gut, dass Sonntag ist und somit wenig Verkehr) endgültig in die Region vom Unesco-Weltkulturerbe "Höga Kusten" geht. Die höchste Landhebung seit der letzten Eiszeit weltweit. Gegenwind, Anstiege, Gefälle - viele Fotogelegenheiten rauschen vorbei und prägen sich als Bilder ins Gedächtnis.



Wir sehen insgesamt 4 Radwanderer, wobei ein Deutscher aus Bremerhaven auf der Ostsee-Umrundung nach Norden unterwegs ist. Ein älterer Mann, der irgendwie unzufrieden wirkt. Er erzählt vom unangenehmsten, was einem Radwanderer aus seiner Sicht geschehen kann: Gegenwind... Dabei hat er gerade drei Wochen Rückenwind hinter sich!




In Nora machen wir Pause auf einem beschädigten Steg in praller Sonne. Die scheint heute schon den ganzen Tag von fast wolkenlosen Himmel. Ich muss meine Sonnencreme regelmäßig erneuern. Wenig später nimmt Ollie in Folkja den Weg ins Landesinnere Richtung Göteborg. Er möchte noch ein Budhistenkloster in Ragunda und den See "Gesunden" mit seiner geheimnisvollen Gechichte (der See soll sich in der Vergangenheit mit einem Schlag geleert haben).




Für mich geht es jetzt also wieder allein weiter. Es war angenehm mit Ollie die paar Tage zu teilen. Wir hatten einen ähnlichen Tages-Rhythmus und haben uns unterwegs gut unterhalten. Gleichzeitig ist aber auch die Freiheit, die sich halt nur allein erleben lässt, als positive Kraft spürbar. Ich fahre an der Küste weiter und über die Högakusten-Brücke bis zur Fähre auf die Insel Hemsjön. 





Auf der Insel soll es einen schönen Badeplatz zum Zelten geben. Der ist mir zu nah am Wald, außerdem steht die Luft inzwischen und ich mag keine Moskitos + Knots. Also weiter. Kurz beim Haus gefragt - Bootsanleger OK! Aufbauen, Bad im Meer, Kochen, Essen (Polenta, gebratene Fleischwurst in Tomatensoße "Toskana", Schokopudding.... etwas zuviel...). Wind aus Nord kommt auf und als es zu tröpfeln beginnt, habe ich den Tarp-Aufbau längst verkleinert. Vorm Einschlafen: Umbau auf "sturmfest"... der Wind wird immer stärker...





Tag 90

Montag, 08.07.2013


Strecke: Kojbacken - "Hemsön-Fähre" - Älandsbro - vorbei an Härnösand - Stigsjö - Stavreviken - Timra - Sundsvall - Skatan - See Armsjön
Länge: 91 km (ges. 8722 km)

Der Nordwind hat kühlere Luft gebracht und für eine angenehme Nacht gesorgt. Die Sonne scheint und ich komme zeitig los, so dass ich die Fähre um 7.45 Uhr erwische (die Verkehrsfähren sind in Schweden gratis, diese fährt alle 20 min.). Der Wind hat natürlich auch wieder gedreht und weht mir die ersten 50 km heute schräg oder direkt von vorn entgegen. Härnosand lasse ich links liegen und verlasse die verkehrsreiche Gegend. Eine schöne Strecke durch Nadelwälder (Schwarzwald-Feeling) auf einer kleinen Nebenstraße mit diversen Steigungen. Vor der langen Abfahrt hinunter an die Küste: Walderdbeeren und Blaubeeren (endlich reif!) - so komme ich zwar nicht weiter, aber lecker ist´s!






Mittagspause in Timra. Ein Radwander-Pärchen aus Holland kommt vorbei (Route: Holland - Sverigeleden - Nordkap - Hurtigruten - Tromso) und wir unterhalten uns lang. Volkert und Irene haben bisher nur auf Campingplätzen übernachtet und weder die leckren Waldfrüchte noch die schönen Badeplätze entdeckt. Ich fahre irgendwann weiter und mache in Sundsvall die nächste Pause: 0,5l Eis in Polarbröd-Sandwich!








Dann durchwurschteln durch die Baustelle der E4. Die Schnellstraße soll hier scheinbar mit Hilfe einer neuen Brücke über die Meeresbucht aus der Stadt herausgebracht werden - nur sind von der Brücker bisher nur die Pfeiler zu sehen und beim Anschluss Richtung Süden sind bei der Umleitung die Radfahrer mal wieder vergessen worden...






So vergehen ca. 4 Stunden mit nur wenigen km. In direkter Nähe zur E4 geht es an der Küste weiter auf Radwegen, bevor ich die Touristenstrecke "Kustvägen" erreiche. Auf der Info-Karte an der Straße sind einige Badeplätze eingezeichnet. Nachdem ich das Küstenstädtchen Skatan mit seiner Fischräucherei besucht habe, entscheide ich mich für den ersten der Badeplätze am See Armsjön. Bänke, Tisch + Strand + reichlich Wind. Auf mein Tarp verzichte ich heute - das Zelt muss reichen. Kochen, Essen und nach und nach flaut der Wind ab. Ein Bad im See und ein abendliches Stimmungsbild mit untergehender Sonne über dem See runden den Tag ab.









Tag 91

Dienstag, 09.07.2013


Strecke: See Armsjön - Norrdfjärden - Mellanfjärden - Vallen - Lönanger - Strömsbruk - Stamnäs - Risänge - Ingsta - Fiskeby - Sanna - Hudiksvall - Sörforsa
Länge: 95 km (ges. 8944 km)

Der See liegt still, der Nordwind ist vorüber und es weht nur ein ganz leichter Wind aus südlicher Richtung - der allerdings bald stärker werden wird und sich mir damit entgegenstellen. Die Sonne gibt ihr Bestes und so ist es um 8:00 Uhr beim Losfahren bereits reichlich warm und die Sonnencreme ist auch schon aufgetragen.


geschnitzte Schilder am Straßenrand

...wenn´s denn helfen würde!


Am nächsten Rastplatz an der Strecke baut grad Kari sein Zelt ab. Er ist von der Schweiz über Frankreich an die Nordseeküste gefahren. Dieser ist er dann bis Esbjerg gefolgt. Nachdem ihm Küstenlandschaft und Gegenwind zuviel geworden sind ist er durchs Landesinnere nach Grenaa gefahren, um von dort nach Varberg überzusetzen. Seine weitere Route führt ihn der schwedischen Küste entlang nach Norden. Nachdem er den Nordkaptunnel nicht fahren möchte, wird er wahrscheinlich das Nordkap auslassen und der norwegischen Küste bis Trondheim folgen, wo er dann abgeholt wird.




Direkt nach diesem Treffen stehen am Straßenrand Walderdbeeren in reichlichen Mengen - die esse ich heute immer wieder. Zuerst steigt mir beim Radln der Duft in die Nase, bevor ich die Früchte entdecke und geniesse. Überhaupt ist heute ein Tag der Düfte. Heu + sonniger Kiefernwald + Meer + Fisch + Stadt. Spass beim Radln mit allen Sinnen! Zweimal komme ich heute in Kontakt mit deutschen Campern (wobei die einen Teil einer "geführten" Reisegruppe sind).








Steine, Moose, Flechten, Meer und Seen. Dazu Landwirtschaft und Ortschaften. Eine abwechslungsreiche Strecke, wobei die Markierung vor Hudiksvall von der GPS-Route abweicht. Es wird drückend warm, Wolken kommen auf. 












Kurz nach Forsa abseits der Straße am See ein Badeplatz der laut Anwohnerin sehr gut zum Übernachten geeignet ist. Noch sehr belebt, doch bald ruhiger. Aufbauen - Regenschauer. Grad´ noch alles trocken unters Tarp. Kochen und Essen unterm Tarp, während eine Gruppe Jungs, vom Regen unbeeindruckt, im Wasser tobt. Der Schauer ist vorbei und ich bin wieder allein am Badeplatz. Abwasch und ein ausgedehntes Bad im See, bevor ich es mir gemütlich mache und noch ein wenig ins Tagebuch schreibe.





Tag 92

Mittwoch, 10.07.2013


Strecke: Sörforsa - Sunnanbäck - A - Kungsgarden - Norrala - Svartvik - Söderhamn - Stugsund - Ljusne - Axmarbruk - Bergby - Totra - Hamrangefjärden - Hillevik
Länge: 135 km (ges. 9079 km)

Ordentlicher Wind am Morgen. Während der Nacht muss es auch noch mal geregnet haben, das Tarp ist noch nass, trocknet aber auch schnell im Wind.




Mit Rückenwind geht es los – der Wind wird mich den ganzen Tag anschieben! Über Schotterstraßen durch ländliche Gebiete. War es beim Aufstehen noch sonnig, hat sich bald eine Wolkendecke breit gemacht und für angenehme Radl-Temperaturen gesorgt. Auf breit ausgebauten Straßen mit zum Glück wenig Verkehr geht es heute durch das Land. Lange Waldstücke wechseln mit kleinen landwirtschaftlich geprägten Orten. In Norrala ist die Kirche offen und ich platze in eine Ehevorbereitung… Ich setze mich und lausche dem Klang der schwedischen Sprache und dem Gesang der Pastorin (Lise-Lott Wikholm), die mit ihrer Stimme dieser Zeremonie etwas Besonderes verleiht. Mir fällt besonders die Melodie eines Liedes auf, das ich auf deutsch bereits kenne („Herr deine Liebe ist wie Gras und Ufer“). Bevor ich nach Abschluß der Zeremonie weiter fahre, überreiche ich dem zukünftigen Brautpaar mit besten Wünschen einen mehrfarbigen Stein von meinem Aufenthalt in Kongsfjord.


Norrala kyrkan




Wenig später erreiche ich Söderhamn. Einkaufen mit anschließender Mittagspause in der Nähe von Hafen und Mini-Golf-Platz. Ein entspannter Tag, so mit Rückenwind!




Auf dem nächsten längeren Straßenstück treffe ich auf Doris und Reinhard, die auf dem Weg nach Finnland sind. Gestartet am Nordrand des Schwarzwaldes (Pforzheim) ist als nächstes Umea das Ziel, von wo aus die Fähre nach Finnland genommen wird. Beide sind auf Fahrrädern der Marke „Tout terrain“ unterwegs und verwenden wie ich eine Rohloff-Schaltung.
 


Der zweite Einkauf heute bringt in Bergby „Fruchtsuppe“ zu meinem Gepäck. Die werde ich allerdings in Zukunft meiden… Vor Trödje dann eine Überraschung: Ein Elch im Wald! Und ich hatte den beiden vorher noch gesagt, daß das tagsüber hier im Süden Schwedens wohl nicht so leicht sein wird, einen zu sehen.



 

Kurz vor Hillevik entdecke ich das Schild zu einem Badeplatz. Da meine Wasservorräte sich jedoch dem Ende neigen und der Badeplatz an der Ostsee liegt und lt. Karte auch sonst keinen Zugang zu Trinkwasser verspricht, fahre ich vorbei. Beim ersten Haus in Hillevik füllt mir Karina meine Wasservorräte gern auf und wir unterhalten uns noch kurz über das Puch-Moped ihres Mannes, das an der Gartentüre steht. So ist auch an diesem Fleck in Schweden ein überraschender Österreichbezug zu finden. Karina empfiehlt mir, am Badeplatz zu übernachten und so fahre ich die kurze Strecke zurück.



 

Udo und Helga sind mit dem Wohnmobil bereits am Parkplatz des Badeplatzes. Aus „Hallo“ sagen wird ein gemütliches Zusammensitzen. Die beiden haben sich die Strecke Deutschland – Finnland und retour vorgenommen. Wenig später kommt Florian mit seinem Fahrrad an und wir machen uns zu zweit auf den Weg zum Badeplatz. Kochen, Zelte aufbauen und anschließend ein Bad im See. Inzwischen ist es Abend geworden und wir ziehen uns in unsere Zelte zurück. Ich nehme mir vor, vorm Einschlafen noch mein Tagebuch zu ergänzen… Nee, doch nicht. Felix und Leda (Tramper aus Deutschland + Schweiz) kommen an und erzählen von ihren Erlebnissen auf dem Weg nach Norden.

 

Tag 93

Donnerstag, 11.07.2013


Strecke: Hillevik – Bönan - Gävle
Länge: 39 km (ges. 9118 km)

Ein neuer, sonniger Tag beginnt. Nach dem Frühstück und Abbau verabschieden Florian und ich uns noch von Felix und Leda, bevor wir uns gemeinsam weiter auf den Cykelsparet begeben.




Beim Reden doch glatt einen Abzweig verpaßt… wir merken es schnell und drehen um. Eine angenehme Strecke bringt uns nach Gävle hinein, wo wir erst mal einkaufen, um unsere Vorräte aufzufüllen.






Währen Florian weiter dem Cykelsparet folgt, fahre ich nach Gävle hinein mit dem Bahnhof als Ziel. Ich möchte die Verbindung nach Deutschland in den nächsten Tagen in Erfahrung bringen. Eine Pause vom Radln steht an. Es gibt einen Geburtstag zu feiern und anschließend geht es für eine Woche mit einer Dingdener Pfadfindergruppe ins Kynnefjäll. Das ist nicht so einfach, wie gedacht! Nachdem ich an der Information am Bahnhof nicht alle Infos zusammenbekomme, mache ich mit auf den Weg zur Bibliothek. Im Internet sind dann bald die verschiedenen Möglichkeiten klar. Ich entscheide mich, von Gävle aus den Zug zu nehmen, wenn ich mein Fahrrad hier sicher unterbringen kann. Das gelingt mir mit Hilfe eines freundlichen Schweden, der leider keine Möglichkeit hat, mein Fahrrad in seiner kleinen Wohnung zu deponieren. Doch er läßt keine Ruhe, bis ich schließlich für eine Nacht in der Pension „Slottstorget“ unterkomme und mein Fahrrad im Raum der Lüftungsanlage für die nächsten zwei Wochen sicher untergebracht ist.
















 


Unterbrechung der Radl´tour vom 12.07.2013 bis 29.07.2013


Tag 94

Dienstag, 30.07.2013

Strecke: Gävle – Furuvik – Älvkarleby – Skärplinge – Lövstabruk – Österbybruk – Aurg – kurz vor Hargshamn
Länge: 132 km (ges. 9250 km)

Eine weitere Nacht in der Pension ist um und nach dem Frühstück wird das Fahrrad nach über zwei Wochen wieder bepackt. Los geht’s! Leichter Wind im Rücken – es geht gut voran. Ist das Wetter anfangs in Gävle noch aufgelockert und schön, fahre ich bald durch Nebel. Später folgt dann eine dichte Wolkendecke, aus der es ab Mittag regnet.


 
Die Route führt hauptsächlich durch die Wälder Schwedens. Walderdbeeren und Himbeeren (groß und süß) versüßen die Fahrt. In den Orten Landwirtschaft und herrschaftliche Gutshäuser (oder eher Schlösser…?). In Österbybruk entscheide ich mich gegen die direkte Alternativroute nach Stockholm und fahre wieder Richtung Küste.

 


 
Nachdem ich beim Fragen nach einem Platz für die Nacht in Harg zweimal zum Campingplatz verwiesen werde und am Museum leider niemand zum Fragen zu finden ist, suche ich mir kurz vor Hargshamn einen Platz im Wald in der Nähe eines verlassenen Gehöfts. Ein Fuchs zieht an mir vorbei – aufbauen, Essen, Tagebuch. Mit Regen klingt der Tag aus.



Tag 95

Mittwoch, 31.07.2013

Strecke: Hargshamn – Hallstavik – Gässvik – Älmsta – Roslagsbro – Upplunda – Norrtälje – Hysingsvik – Penningby – Bergshamra – Riala - Ekskogen
Länge: 118 km (ges. 9368 km)


Am Morgen tröpfelt es noch aus den Bäumen und Nebel zieht durch den Wald. Noch vorm Abbau meines Nachtlagers blinzeln erste Sonnenstrahlen hindurch. Es geht großteils auf kleinen Nebenstraßen dahin. Waren diese Straßen gestern noch häufig Schotterpisten, ist heute alles asphaltiert. Immer wieder entdecke ich leckre Himbeeren am Straßenrand.


 
Ein stetes, leichtes Auf und Ab gegen den im Laufe des Tages stärker werdenden Wind, der am Nachmittag auch dicke Regenwolken bringt. Wasser und Wald bestimmen die Landschaft, gelegentlich unterbrochen durch landwirtschaftlich genutzte Flächen, kleinen Orten und Städten.




Bereits um 15:45 Uhr endet für heute mein Radl´tag am Badeplatz am Fluß. Baden, Kochen + Essen und ein Regenguss. Zwischenzeitlich besuchen drei Gruppen den Badeplatz. Mit Tee, Schoko und ein paar Mandeln mache ich mir später einen ruhigen Abschluß des Tages am Steg – mit dem Regen hat auch der Wind aufgehört und einer warmen Abendstimmung Platz gemacht. Vor dem nächsten, leichten Regenschauer sucht auch Sofi einen ruhigen Moment am Steg. Wir unterhalten uns eine zeitlang. Als Vertreterin für Nahrungsergänzungsmittel für Sportler interessiert Sofi sich für meine Tour und die notwendige Ernährung. So endet ein weiterer Abend dieser Tour mit einer interessanten Begegnung.

 

Tag 95

Donnerstag, 01.08.2013

Strecke: Ekskogen – Norrö – Hagbyhojden – Näsbypark – Djursholm - Stockholm
Länge: 75 km (ges. 9443 km)

Der Tag beginnt mit einem kurzen Austausch mit einem Frühschwimmer, der sich nach seinem Bad im Fluß mit einigen Übungen fithält. Heute finde ich beim Fahren nicht sogleich den Schwung der letzten Tage. Nebenstraßen bestimmen auch heute die Route, doch nach langer Zeit steht auch mal wieder eine stark befahrene Straße ohne Radweg vor mir. Ab Taby führt meine Route mich dann, wie zur Entschädigung, entlang der Uferpromenade nach Stockholm. Dort wird dann bei verschiedenen Baustellen etwas Wegsuche notwendig.



 
In Stockholm begegne ich dann den für das „Venedig des Nordens“ typischen Wasserstraßen. Teils entlang dieser Wasserwege, teils über eine der zahlreichen Brücken fahre ich erstmal zur Touristeninformation und dann weiter zum günstigsten Hostel in Zentrumsnähe. 8-Personen-Schlafraum ohne Fenster! Sehr warm. Bett beziehen, Gepäck abstellen und ab zu einer ersten Stadtbesichtigung mit dem Radl´.












 
Der erste Regenschauer des Tages ist genau zum Wachwechsel um 16:00 Uhr am Schloss. Zwei weitere folgen beim Besichtigen der Altstadt. Später meldet sich der Hunger und ich  gehe erstmal einkaufen. Die Hostelküche ist zwar einfach, bietet jedoch deutlich mehr Komfort als meine „Küche für unterwegs“ und so wird ordentlich gekocht. Der Abend endet für mich mit diversen Gesprächen mit andern Hostel-Besuchern irgendwann gegen Mitternacht.